Das Problem ist meine
Frau ist ein deutscher Dokumentarfilm von
Calle Overweg, der hier eine dokumentarische Inszenierung über Täterarbeit
in der Praxis zusammengestellt hat. Produziert wurde dieser Film bereits vor
dreizehn Jahren. Nun am 26. Februar 2016
erscheint dieser Film in erneuter Auflage durch die WVG Medien GmbH in Form einer DVD. Vom Sender 3Sat wurde diese Doku als „Bester Dokumentarfilm“ bezeichnet, was
uns zugegeben natürlich sehr neugierig auf diesen Film gemacht hat und weshalb
wir es uns auch nicht nehmen haben lassen uns diesen gleich vorab für euch
anzusehen. Selbstverständlich nicht nur um euch zu schildern worum sich diese
Dokumentation dreht, sondern auch deshalb weil es sich hier schon um ein eher
um ein Thema handelt, worüber kaum jemand wirklich spricht und sonst eigentlich
auch immer nur wegsieht. Wir finden es großartig, dass es sich ein Regisseur
zur Aufgabe gemacht hat hier eine Dokumentation mit und über männliche Gewalttäter
zu drehen. Es geht um Männer, die – zum Teil seit Jahrzehnten, zum Teil
erstmalig, aber mit katastrophalen Folgen – ihre Frauen schlagen oder
geschlagen haben und bei Therapeuten Hilfe suchen. Doch die Täter sind
Schauspieler, die Sitzungen mit ihren "echten“ psychologischen Betreuern
sind nachgestellt. Die Geschichten vom erfolgreichen Prokuristen, vom Chefarzt,
vom arbeitslosen Journalisten, vom Antiquitätenhändler und Taxifahrer, die sich
hier Stück für Stück entrollen, erzählen so nicht nur von der häuslichen Gewalt
als einem kulturpathologischen Phänomen oder von der Gewalt als Reflex auf den
Druck des Arbeitslebens. Sie erzählen auf spannende Weise auch von ihrer
eigenen medialen Inszenierung. Der Regisseur selbst offenbart die
Laborsituation seines Films gleich zu Anfang. Texttafeln weisen auf die
eigentliche Identität der „Gewalttätigen“ hin. Der Regisseur selbst steht hin
und wieder im Bild, bei einer skizzenhaften Besprechung mit seinen Figuren,
seinen Spielern. Man sieht eine Kamera, Lampen, den Fond für den Hintergrund
und verliert sich trotzdem schon im nächsten Moment wieder in einem Schauspiel,
das, obwohl es sich doch selbst als Trugbild zu erkennen gibt, auf wundersame
Weise berührt, nah und näher rückt. Die Berater von Männer gegen Männergewalt geben einen kleinen Eindruck ihrer
Beratungstätigkeit, die vielleicht auch betroffenen Männern die Angst nehmen
könnte, sich an solche Beratungsstellen bzw. Therapeuten zu wenden. Sehr
eindrucksvoll wird klar, dass Männer nicht täglich 24 Stunden - ihr Leben lang
- stark und perfekt sein können. Sie dürfen auch Angst haben. Doch müssen sie
meist erst lernen, ihre Angst auszudrücken anstatt sie in Aggressionen und
schließlich Gewalt (als Tarnung) auszudrücken. Ein sehr interessanter und
vorurteilsfreier Blick auf das Thema häusliche Gewalt bzw. Täterarbeit. Trotz
der dreizehn Jahre die dieser Film nun bereits wieder alt ist das Bild hier
sehr gut erhalten geblieben. Es zeigt kaum schwächen. Schade finden wir
irgendwie die Kulisse des Filmes, da das meiste eher wie ein Verhör oder
ähnliches wirkt und in einem eher schlecht beleuchteten Raum gedreht wurde. Der
Ton wird in Stereo wiedergegeben, sodass man hier einen gut verständlichen und
rauschfreien klang zu hören bekommt in welchem die Dialoge sehr gut
verständlich sind. Auch zusätzliches Bonusmaterial ist hier enthalten, so
erhält man neben dem Film der knapp eine Stunde andauert auch noch einige
entfernte Szenen sowie einen dazugehörigen Trailer geboten. Alles in allem
erhält man hier einen guten Dokumentarfilm, der allerdings nur ein bestimmtes
Zielpublikum ansprechen wird und zwar jenes, welches sich mit diesem Thema
gerne auseinandersetzt oder selbst vielleicht schon einmal eine ähnliche
Situation erlebt oder durchgemacht hat. In unserer Gesamtwertung geben wir
diesem Film insgesamt sechs von möglichen zehn Bewertungspunkten und können
diesen nur bedingt empfehlen. Zum einen ist die Bandbreite doch sehr
eingeschränkt, zum anderen hätte man sich bei der Kulisse ein bisschen mehr
Mühe geben können.
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