Bereits zum fünfzehnten Mal fand in der Zeit von Donnerstag den 13. Juni und Sonntag den 16. Juni im ländlichen Idylle Nickelsdorf (Burgenland) Österreichs größtes Musikfestival – das Novarock statt. Bereits am Dienstag waren vor Ort erste Caravans und Camper, welche darauf warteten bis ihnen Einlass auf die offiziellen Stell- und Campingbereiche gewährt wurde. Offizieller Anreisetag war dann jedoch erst am Mittwoch, an welchem man nach mühsamen Schleppen und Aufbau des eigenen Wohnzimmers für die folgenden Tagen auch die erste Möglichkeit hatte erste neue Bekanntschaften aufzubauen. Regelmäßige Camper wissen, der Camping-Bereich ist fas wie ein alljährliches Klassentreffen und für Rocker fühlt es sich fast so an als würde man heimkommen. Erste musikalische Genüsse gab es am späten Mittwoch-Abend bei der Ö3-Silent Disco, bei welcher diverse Rock-Klassiker aufgelegt wurden, welche nahezu alle Sparten des Rocks füllten. Angefangen vom Klassik-Rock bis hin zu Hardcore-Metal war hier alles vertreten. Ausgiebiges feiern bis in die frühen Morgenstunden stand bei vielen angereisten am Plan. Danach hieß es auszuspannen denn für Donnerstag war der erste Spieltag angesetzt. Auch heuer waren wieder drei Bühnen vor Ort und sowohl auf der Blue Stage als auch auf der Red Stage wurde das Festival mit zwei grandiosen Bands mit lautstarken Riffs eingeläutet. Amarante lockte zahlreiche Besucher zur blauen Hauptbühne, während die anderen bei der Red Stage den Klängen von Waving The Sun lauschen konnten. Nach gut einer halben Stunde Spielzeit wurde bereits für die nachfolgenden Acts umgebaut. Während der Umbaupause konnte man sich auf dem weitläufigen Kerngelände die Beine vertreten und sich einen Überblick über die kulinarischen Köstlichkeiten verschaffen oder hingegen in Richtung Red Bull Music Stage wandern, welche ein wenig Zeitversetzt ebenso die ersten Acts auf die Bühne holte. Nach I Prevail und Luciano lockten die Bands Three Days Grace und auch die Folkshilfe viele Besucher vor die Bühnen um mit ihnen gemeinsam zu feiern. Beide Bands waren äußerst gut besucht und verteilten die Besucher-Massen sehr ausgeglichen. Das Interesse war groß, als Russlands-Staatsfeind Pussy-Riot die Bühne stürmte und den Besuchern mit ihren Nummern einheizte. Diese Aktivisten-Gruppe bot zwar wenig was dem Rock-Genre zuzuordnen ist, schaffte es dennoch vermutlich aufgrund diverser Schlagzeilen im letzten Jahrzehnt einige Festival-Fans anzulocken. Weitaus mehr Leute lauschten jedoch den Klängen von Godsmack, welche zeitgleich auf der Blue-Stage anzutreffen waren. Je später der Tag, desto interessanter wurden auch die Acts, und so durfte man sich am Donnerstag außerdem auch noch über Lamb Of God, Mono & Nikitaman, Amon Amarth, oder auch SKA-P freuen. Die Headliner des ersten Spieltages Slipknot, Sum41, Sabaton und das Pendulum DJ-Set ließen diesen doch sehr hitzigen Tag in würde bei tropischen Temperaturen gegen ein Uhr Nachts schließlich ausklingen. Auch das Konzert von Ferris MC auf der Red Bull Music Stage war sehr gut besucht. Etwas mehr als zwölf Stunden danach öffnete das Kerngelände am Freitag erneut seine Pforten. Nicht nur Camper, sondern auch viele Tagesgäste strömten am Wochenendstart in das Gelände. Auch das Programm des zweiten Tages war nicht minder Besetzt und so eröffneten in den frühen Nachmittags-Stunden Our Last Night die Blue-Stage und die deutsche Band Schmutzki die Red Stage. Sehr Hörens- und auch sehenswert war das Konzert von Behemoth bei welchem man nostalgische Klänge britischer Rockmusik geboten bekam. Zudem wurde hier auch viel mit Feuer und Nebel hantiert, sodass man hier wortwörtlich eine heiße Show geboten bekam. Auch einen Teil der Setlist von Starset haben wir vor Ort verfolgt und müssen sagen, dass die sechsköpfige Band sehr hörenswerte Nummern im Repertoire haben, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Auch diese lieferten eine sensationelle Show. Noch nie Live gesehen und glücklicherweise nicht verpasst haben wir auch die Show von Tesseract. Bislang hat man von dieser Band noch nicht viel gehört, denn erst das letzte Studioalbum stieg erstmalig hierzulande in den Charts ein. Die Art der dargebotenen Musik beeindruckte uns sehr positiv, sodass wir stark darauf hoffen, dass es nicht die letzte Show der Band war, die wir sehen durften und man hoffentlich in den nächsten Jahren noch einiges von den Briten hören wird. Parallel traten die Österreicher Mothers Cake auf der Blue Stage auf, welche vor allem in den vergangenen Jahren viele Fans für sich gewinnen konnten und mit Sicherheit aufgrund eines gut hingelegten Auftritts die Fangemeinde durchaus ausbauen konnte. Vor der Bühne herrschte jedenfalls sehr gute Stimmung, sodass die Band von den Besuchern gefeiert wurde. Zu den Tages-Highlights zählten definitiv die Auftritte von The Smashing Pumpkins, Anthrax, The Cure oder Slayer. Für Slayer war es der allerletzte Auftritt in Österreich, da sie vor kurzem bekanntgegeben hatten, sich in den musikalischen Ruhestand zu verabschieden. Puddle Of Mudd war der Headliner der Red Bull Music Stage und konnte auch achtzehn Jahre nach ihrem Durchbruch mit „She Hates Me“ immer noch viele Besucher vor die Bühne locken. Heute zählt die Band zu den erfolgreichsten Rock-Bands der Welt und war sich keinesfalls zu Schade auf der kleinsten Bühne des Festivals ordentlich aufzuspielen und für Stimmung zu sorgen. Als Stimmungs-Kanonen konnten Frog Leap und Leo Moracchioli für das Late-Night Special gewonnen werden. Hier gab es eine große Lücke zu füllen, denn der Vorjahresauftritt von Otto Waalkes blieb vielen im Gedächtnis. Die beiden versuchten das Publikum zu später Stunde mit zahlreichen Cover-Songs bei Laune zu halten, was ihnen letztendlich auch gelang. Hitziges Wetter, viel Staub, und ausgelassene Stimmung gab es auch am Samstag, dem dritten Spieltag des diesjährigen Festivals. Auch musikalisch stand an jenem Tag wieder ein tolles Programm an. Beginnend mit To The Rats & Wolves wurde die Stimmung von den ersten ausgeschlafenen Besuchern regelrecht angeheizt. Reel Big Fish brachten eine großartige Akustik auf die Blue Stage und lockten damit weitere Rockfans aus ihren Zelten direkt vor die Bühne, wo diese bereits wieder in bester Laune waren. Zeitgleich spielten auf der Red Stage Seek & Destroy auf, welche ebenso ihre eigene Fangemeinde mitgebracht haben dürfte, denn auch hier ließen sich viele die Show nicht entgehen, bei welcher die Klänge deutlich härter ausfielen als zu selbiger Zeit auf der Hauptbühne. Ebenso sehr nennenswert waren auch die Auftritte von Millencolin und aber auch von Beyond The Black. Feine Sahne Fischfilet ließen vorab den Vengaboys-Hit „We‘re Going To Ibiza“ laufen und ließen es sich auch nicht nehmen sich zu dem skandalösen Fall der österreichischen Bundesregierung zu äußern. Spaßig und farbenfroh gaben sich J.B.O. die Ehre und unterhielten mit ihren witzigen Nummern die jedoch mit harten Klängen versehen sind tausende Fans. RIN war definitiv einer der beiden ungewöhnlichsten Act an diesem Tag des Novarocks. Hip-Hop hat zwar mit einem Rock-Festival nicht viel am Hut, jedoch zeigte die Masse, dass dieser Act durchaus abwechslungsreich und interessant war. Das Bühnenbild glich irgendwie wie aus einer Szene von Transformers entnommen und machte damit schon etwas her. Dennoch haben wir uns umgehört und so bekamen wir des Öfteren zu hören, dass ein Künstler wie dieser doch viel mehr auf das Frequency Festival gepasst hätte. ‚Glücklicherweise bot sich aber auch hier eine wilde Alternative an, denn wenig danach geigten Parallel Children Of Bodom auf, die ihre bekanntesten Werke mit im Gepäck hatten und mit gelungenen Riffs auf ganzer Linie von sich überzeugten. Für viele ein Highlight des Tages war unter anderem Papa Roach. Die Band gab am Nachmittag im Volume-Autogrammzelt gut eine dreiviertel Stunde lang zahlreiche Autogramme. Wer Glück hatte konnte auch ein Foto mit dem einen oder anderen Mitglied der Band erhaschen. Papa Roach hatten viele neue Nummern des kürzlich erschienenen Albums mit dabei aber selbstverständlich durften auch altbekannte Werke wie „Last Resort“, „Scars“, „Gettin‘ Away With Murder“ und viele andere hier nicht fehlen. Diese wurden von den Novarockern regelrecht gefeiert. Doch nicht nur Papa Roach, sondern auch Powerwolf legte sich am Samstag mächtig ins Zeug. Hier bekam man ein umfangreiches Bühnenbild und genial geschminkte Gesichter zu sehen. Doch natürlich stand auch hier die Musik im Mittelpunkt, mit welcher die Wölfe deutlich bewiesen hatten, dass Power in ihnen steckt. Bonez MC & Raf Camora mischen nach wie vor die heimischem Musikcharts ordentlich mit und sind vor allem bei jüngeren Leuten im Moment voll im Trend. Dies bewegte auch Veranstalter Ewald Tatar dazu dieses deutsche Hip-Hop Duo zum Novarock einzuladen um auch nachfolgende Generationen dazu zu bewegen in das Festival-Feeling hineinzuschnuppern. Sichtlich gelungen, denn der Bereich vor der Bühne war gut gefüllt. Alteingesessene Novarock-Besucher jedoch konnten dem Act nicht viel abgewinnen und ließen sich unterdessen von der Musik der deutschen Band In Extremo verzaubern. Auch dieses Mal verzichtete die Band nicht darauf eine feurige Show darzubieten und heizte den Zuschauern ordentlich ein. Der Höhepunkt des Tages war erreicht und wie könnte man solch einen besser Abschließen als wie mit den Toten Hosen oder In Flames. Campino, Frontman der Toten Hosen konnte sich einen Seitenhieb gegen die FPÖ und den Vorfall in Ibiza, welcher Europaweit für Entsetzen sorgte nicht verkneifen und setzte ein klares Statement gegen den Rechtsextremismus. Wer dann immer noch nicht genug hatte, der durfte gegen ein Uhr morgens auch noch den Klängen von Star-DJ Paul Kalkbrenner lauschen oder das Party-Zelt auf dem Kerngelände besuchen. So mancher Besucher feierte bis in die frühen Morgenstunden. Bereits kurz vor elf Uhr vormittags wurde dann am Sonntag das Kerngelände erneut und zum letzten Mal in diesem Jahr geöffnet. Besucher freuten sich bereits auf diesen Moment, denn es war Zeit für das legendäre alljährliche Frühschoppen mit Wendi’s Böhmischer Blasmusik. Dazu gab es Freibier für Alle solange ausreichend Vorrat vorhanden war. Nach dieser traditionellen Marschmusik aus Österreich ging es mit einem heimischen Act weiter. Kontrust beehrten nach langer Abstinenz ebenso die rote Bühne Konzert-Geländes. Sehr Sehens- und Hörenswert war auch das Konzert von Bad Wolves, welche aus L.A. angereist waren. Für Gänsehaut sorgte deren Cover-Version des The Cranberries Hits „Zombie“, der ausgelassen von den Besuchern mitgesungen wurde. Cari Cari hatten ein sehr schönes Farbenprächtiges Bühnenbild zu bieten und nicht nur das, denn mit ihren Didgeridoo-Klängen boten sie dem Publikum etwas ganz besonderes, abseits der alltäglichen Musik. Viele waren positiv gestimmt und lauschten gespannt den berauschenden Klängen. Testament, Ministry oder Wolfmother sind allesamt klassische Rockbands, welche härtere Töne anschlagen und auf jeden Fall eine Bereicherung für das heurige Novarock waren. Die deutsche Formation Antilopen-Gang lockte mit lockerer Hip-Hop Musik an und regte das Publikum zum Mitsingen, mittanzen oder auch Crowd-Surfing an. Altbekannte Klassiker aus verschiedenen Jahrzehnten wurden von Me First And The Gimme Gimmes neu aufgelegt. Eines unserer persönlichen Highlights war der Auftritt von Rob Zombie, der nicht nur Optisch, sondern auch musikalisch hoch punktete und die Massen begeisterte. Nach einem geglückten Auftritt von Within Temptation wurde mit lautstarkem Gothic-Rock die rote Bühne ein letztes Mal ordentlich zum Beben gebracht, ehe sich alle Festival-Besucher schließlich vor der Blue-Stage versammelten um dem einzigen Konzert in diesem Jahr von die ärzte zu lauschen, welche nach Jahrelanger pause deutlich bewiesen hatten, dass es sie immer noch gibt und dass die musikalisch um kein bisschen schlechter geworden sind. Ganz im Gegenteil, denn das Trio, bestehend aus Bela B., Farin Urlaub und Rodrigo Gronzalez wirkt sehr motiviert und ausgerastet, was ein gutes Zeichen dafür ist, dass ein neues Studio-Album sowie eine ausgiebige Tour im kommenden Jahr in den Startlöchern stehen könnte. Ein gewaltiges, lautes, farbenprächtiges Feuerwerk war dann die Krönung und gleichzeitig das Ende vom Novarock 2019. Was blieb sind schöne Erinnerungen an ein Wochenende voller Musik, voller Freude, voller Sonne und jede menge Staub. Leider aber auch Tonnen an Müll, obwohl im heurigen Jahr bereits einiges an Dosen und Müll aufgrund der Dosen-Sammelaktion und des alljährlichen Müll-Pfands fleißig gesammelt wurde. Einige Festival-Besucher schienen es mit der Entsorgung leider nicht so genau zu nehmen oder waren vermutlich nach einem viertägigen Aufenthalt auf den Pannonia Fields II schlicht und einfach zu erschöpft. Vielen wird dieses Festival gewiss positiv in Erinnerung bleiben und die Vorfreude für das kommende Jahr in Nickelsdorf ist bereits groß. Der Andrang auf die Karten ist bereits so groß, dass der erste Lauf bei den Early-Bird-Karten für 2020 bereits innerhalb eines Tages erschöpft war. Ein weiterer Ticket-Kontingent wird in wenigen Tagen freigegeben. Es war uns wie immer eine Freude dabei zu sein und wir freuen uns bereits auf ein vielschichtiges Line-Up mit diversen Größen des Rock-Olymps im kommenden Jahr. Vielleicht wäre es wieder an der Zeit für Green Day, U2, Bon Jovi, Rammstein, Guns’n’Roses, AC/DC, The Rolling Stones und ähnlichen – man darf gespannt sein, wer im kommenden Jahr dazuzählen wird. Einen ausgiebigen Rückblick zu den vergangenen Tagen könnt ihr unseren Galerien entnehmen:
Foto-Galerie - Spieltag 1 - 13.06.2019 – LEIDER NICHT VERFÜGBAR
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