Mit Spannung erwartet – am Ende aber doch enttäuschend
Die New Yorker Underground-Ikone Lou Reed und die Hardrock-Band Metallica haben mit "Lulu" eine gemeinsame Scheibe veröffentlicht. "Es ist die beste Platte überhaupt", soll Reed den Medien in Berichten sehr selbstbewusst verkündet haben. "Ein Hybrid, ein ganz neues Biest", sagte Kirk Hammett, Gitarrist bei Metallica, über den Sound von "Lulu".
Die Idee zu einer Kooperation war bei Konzertveranstaltungen zum 25. Jubiläum der "Rock & Roll Hall Of Fame" in New York im Oktober 2009 entstanden. Zu diesem Anlass haben sich Metallica und Reed die Bühne geteilt, um Klassiker von The Velvet Underground wie "Sweet Jane" und "White Light/White Heat" zu bringen.
Kurzerhand entschlossen sie sich gemeinsam eine CD aufzunehmen, deren Songs Reed einst für den Theaterregisseur Robert Wilson und dessen "Lulu"-Inszenierung am Berliner Ensemble geschrieben hatte. Die derben Texte folgen dem Konzept von „Lulu“, einem jungen Mädchen mit sexuellen Sehnsüchten, das Serienmörder Jack The Ripper zum Opfer fällt. Inspiriert ist das Ganze übrigens vom deutschen Dramatiker Frank Wedekind, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit Romanen wie „Die Büchse der Pandora“ das Establishment verstörte.
Die neu eingetroffene CD ließ erst einmal Kinnlade fallen und Blut gefrieren. Nicht vor Freude oder Entzückung, sondern vor Schreck und Starre. Lou Reed ist nämlich der Hauptträger dieses speziellen gemeinsamen Projektes und lässt Metallica als Begleitmusik eher in den Hintergrund fallen. Das sanft einleitende CD Intro „Brandenburg Gate“ hört sich dank der „For Whom The Bell Tolls“-Riffs und Reeds sanftmütiger Stimmpräsenz ja noch akzeptabel an, aber bereits der elfminütige Langweiler „Dragon“ ist ödes Neo-Thrash-Geriffe samt der nervenaufreibenden Sprechstimme Lou Reeds, die spätestens nach dem zweiten Durchlauf große Enttäuschung hervorruft. Bei „Frustration“ ist der Titel Programm. „Spermless Like A Girl“ oder „I Want So Much To Hurt You“ sind nur kleine Auszüge aus den lyrischen Plattitüden, die Reed hier im Mikrofon verlautbart, begleitet von einer primitiv gehaltenen Jam-Session Metallicas. Neben der deprimierenden Grundstimmung sorgen die partiell eingesetzten Streicher für zusätzlich-unnötige Melancholie. Da können auch das rockigere „Iced Honey“, welcher der einzig halbwegs akzeptable Song ist, oder die überraschend harte Thrash-Palette „Mistress Dead“ nichts mehr retten.
Warum die Kultband und der Velvet Underground Frontmann ihre Werke nicht für andere Projekte wie ein richtig fetziges Album von Metallica oder einer Theaterproduktion Reeds verwendet haben bleibt wohl für viele von uns ein Rätsel. Es bleibt zu hoffen, dass Projekte dieser Art in Zukunft nicht zur Gewohnheit von bekannten Bands und Künstlern werden, da das Endprodukt eher Enttäuschung als Begeisterung hervorruft.
Dieser Artikel ist ebenso auf http://www.verdammt.at/ erschienen.
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