Donnerstag, 18. Februar 2016

Das Problem ist meine Frau

Das Problem ist meine Frau ist ein deutscher Dokumentarfilm von Calle Overweg, der hier eine dokumentarische Inszenierung über Täterarbeit in der Praxis zusammengestellt hat. Produziert wurde dieser Film bereits vor dreizehn Jahren. Nun am 26. Februar 2016 erscheint dieser Film in erneuter Auflage durch die WVG Medien GmbH in Form einer DVD. Vom Sender 3Sat wurde diese Doku als „Bester Dokumentarfilm“ bezeichnet, was uns zugegeben natürlich sehr neugierig auf diesen Film gemacht hat und weshalb wir es uns auch nicht nehmen haben lassen uns diesen gleich vorab für euch anzusehen. Selbstverständlich nicht nur um euch zu schildern worum sich diese Dokumentation dreht, sondern auch deshalb weil es sich hier schon um ein eher um ein Thema handelt, worüber kaum jemand wirklich spricht und sonst eigentlich auch immer nur wegsieht. Wir finden es großartig, dass es sich ein Regisseur zur Aufgabe gemacht hat hier eine Dokumentation mit und über männliche Gewalttäter zu drehen. Es geht um Männer, die – zum Teil seit Jahrzehnten, zum Teil erstmalig, aber mit katastrophalen Folgen – ihre Frauen schlagen oder geschlagen haben und bei Therapeuten Hilfe suchen. Doch die Täter sind Schauspieler, die Sitzungen mit ihren "echten“ psychologischen Betreuern sind nachgestellt. Die Geschichten vom erfolgreichen Prokuristen, vom Chefarzt, vom arbeitslosen Journalisten, vom Antiquitätenhändler und Taxifahrer, die sich hier Stück für Stück entrollen, erzählen so nicht nur von der häuslichen Gewalt als einem kulturpathologischen Phänomen oder von der Gewalt als Reflex auf den Druck des Arbeitslebens. Sie erzählen auf spannende Weise auch von ihrer eigenen medialen Inszenierung. Der Regisseur selbst offenbart die Laborsituation seines Films gleich zu Anfang. Texttafeln weisen auf die eigentliche Identität der „Gewalttätigen“ hin. Der Regisseur selbst steht hin und wieder im Bild, bei einer skizzenhaften Besprechung mit seinen Figuren, seinen Spielern. Man sieht eine Kamera, Lampen, den Fond für den Hintergrund und verliert sich trotzdem schon im nächsten Moment wieder in einem Schauspiel, das, obwohl es sich doch selbst als Trugbild zu erkennen gibt, auf wundersame Weise berührt, nah und näher rückt. Die Berater von Männer gegen Männergewalt geben einen kleinen Eindruck ihrer Beratungstätigkeit, die vielleicht auch betroffenen Männern die Angst nehmen könnte, sich an solche Beratungsstellen bzw. Therapeuten zu wenden. Sehr eindrucksvoll wird klar, dass Männer nicht täglich 24 Stunden - ihr Leben lang - stark und perfekt sein können. Sie dürfen auch Angst haben. Doch müssen sie meist erst lernen, ihre Angst auszudrücken anstatt sie in Aggressionen und schließlich Gewalt (als Tarnung) auszudrücken. Ein sehr interessanter und vorurteilsfreier Blick auf das Thema häusliche Gewalt bzw. Täterarbeit. Trotz der dreizehn Jahre die dieser Film nun bereits wieder alt ist das Bild hier sehr gut erhalten geblieben. Es zeigt kaum schwächen. Schade finden wir irgendwie die Kulisse des Filmes, da das meiste eher wie ein Verhör oder ähnliches wirkt und in einem eher schlecht beleuchteten Raum gedreht wurde. Der Ton wird in Stereo wiedergegeben, sodass man hier einen gut verständlichen und rauschfreien klang zu hören bekommt in welchem die Dialoge sehr gut verständlich sind. Auch zusätzliches Bonusmaterial ist hier enthalten, so erhält man neben dem Film der knapp eine Stunde andauert auch noch einige entfernte Szenen sowie einen dazugehörigen Trailer geboten. Alles in allem erhält man hier einen guten Dokumentarfilm, der allerdings nur ein bestimmtes Zielpublikum ansprechen wird und zwar jenes, welches sich mit diesem Thema gerne auseinandersetzt oder selbst vielleicht schon einmal eine ähnliche Situation erlebt oder durchgemacht hat. In unserer Gesamtwertung geben wir diesem Film insgesamt sechs von möglichen zehn Bewertungspunkten und können diesen nur bedingt empfehlen. Zum einen ist die Bandbreite doch sehr eingeschränkt, zum anderen hätte man sich bei der Kulisse ein bisschen mehr Mühe geben können. 

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